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Fan im Stadion mit Armen oben

Brauche ich wirklich eine Marke?

Egal ob Kleinstunternehmen, Mittelstand oder Konzern. B2B oder B2C. Dienstleister, Industrieller oder Luftschloss-Verkäufer. Eine starke Marke zu sein bzw. zu werden, ist immer eine gute Sache! Um dieser pauschalen These etwas Substanz zu verleihen, fasst dieser Beitrag meine persönlichen Antworten auf folgende Grundsatzfragen zum Thema Marke zusammen:

1.)    Marke. Was bringt das eigentlich?
2.)    Was gehört dazu?
3.)    Wie kann es gelingen?
3.)    Brauche ich das wirklich?

Marke. Was bringt das eigentlich?

Deine Marke ist ein komplexes Konstrukt. Sie ist weit mehr als ein Logo, die hübsche Website oder hier und da mal eine Botschaft verpackt im festgelegten Corporate Design. Ups, jetzt bloß keine Angst verbreiten. Für alle, die nach diesen ersten Sätzen die nächste abstrakte und komplizierte Business-Aufgabe befürchten, jetzt erst mal ein bisschen was Schönes.

Illustration Kompass und LandkarteSicherheit und Orientierung

Eine starke Marke gibt Dir und Deinem Team Sicherheit und Orientierung im Alltag. In einer schnelllebigen Zeit, bestimmt von mehr und mehr Möglichkeiten bei gleichzeitig zunehmender Ungewissheit, wird genau das immer wichtiger. Wenn in der Markenarbeit jede/r zu jeder Zeit weiß, wofür Ihr steht, wohin Ihr wollt und was Euch wichtig ist, werden viele Entscheidungen schneller, besser und mit geringerem Abstimmungsaufwand getroffen. Das gute Gefühl, intuitiv mehr vom Richtigen zu tun, nimmt einfach zu, wenn Eurem Handeln ein klares Markenkonzept zugrunde liegt. Planloser, teurer Aktionismus bleibt aus. Aufwühlenden Fragen, ob man auf diesem Kanal oder jener Messe nun auch noch dabei sein müsste, beantworten sich quasi von selbst. Ruhe kehrt ein – Ommm.

Identifikation und Motivation

Wenn alle am Markenprozess beteiligt werden, das Arbeiten an und mit der Marke also nicht nur einigen (Abteilungen) überlassen wird, verstärken sich gegenseitig immer wieder Eigenverantwortung, Identifikation und Motivation. Die Faszination der eigenen Marke kann ungeahnte Kräfte freisetzen. Klingt mystisch, ist aber so. Daraus entsteht in der Wahrnehmung meist ein sympathisches gesundes Selbstbewusstsein. Das Wissen um die eigene Identität beeinflusst die Kommunikation. Und die wiederum schärft das Profil noch weiter. Das steigert nicht nur Deine Arbeitgeber-Attraktivität bei den Alteingesessenen. Es macht Dein Unternehmen auch für potentielle neue Fachkräfte mächtig sexy.

Illustration sechs lächelnde Personen und ein HerzEmotion und Vertrauen

Bei Deiner Zielgruppe erzeugt Dein konsequenter Markenauftritt Emotionen. Auch wenn der Verstand das nicht wahrhaben möchte: Emotionen verkaufen besser als Fakten. Du grenzt Dich positiv vom Wettbewerb ab. Durch die Geschichten, die Deine Marke erzählt, bleibst Du in Erinnerung und gewinnst Vertrauen. Wenn Du Deine Kunden das Besondere an Dir kennen und lieben lernen lässt, kannst Du Dich leichter unliebsamen Branchentrends wie beispielsweise Preisdumping widersetzen. Souverän schlägt billig. Speziell schlägt austauschbar. 

Bewusstsein und Konzentration

Als irgendwer ziehst Du irgendwen an und machst dann irgendwas zu Konditionen, die Du gar nicht mal so gut findest. Und schlimmstenfalls machst Du das dann auch noch besonders gut. Das Blöde ist: Das spricht sich rum. Autsch. Aus dieser Position kommt man nicht so leicht wieder raus. Deutlich komfortabler und erfüllender ist es natürlich, wenn Du Dir Deiner Stärken bewusst bist und genau weißt, wen Du damit beeindrucken möchtest. Dann setzt Du Dich exakt so in Szene, dass Du mit Deinem Wunschkunden auf Augenhöhe über angemessene Konditionen für Deine Lieblingsleistungen sprechen kannst. Selbstverständlich machst Du das besonders gut. Und das Tolle ist – Du ahnst es sicher schon: Auch das spricht sich rum.

Wenn Du das bis hier her Gelesene uninteressant findest, weil Du all das schon hast oder für Dein Business nicht benötigst, herzlichen Glückwunsch. Du könntest jetzt guten Gewissens aufhören, weiter zu lesen.



Was gehört dazu?

Du kannst Deine Marke nicht vom einen auf den anderen Tag aus dem Boden stampfen. Über Jahre gewachsene Marken zu wandeln, ist sogar noch anspruchsvoller. Das Thema komplett auszulagern ist auch keine gute Idee. Wenngleich manche Agenturen das behaupten. 

Machen wir uns nichts vor: Zum guten Gelingen braucht Markenarbeit Mut, Vertrauen, Ausdauer und die Entschlossenheit, es auch wirklich zu wollen. Wenn all das gegeben ist, macht sie aber auch jede Menge Spaß und ist schnell von Wirkung gekrönt, die zum Dranbleiben motiviert. 

Schaubild Markenverständnis Marke - Klarheit Kultur KommunikationKlarheit, Kultur, Kommunikation

Nach unserer Auffassung ist Marke immer das Zusammenspiel von Klarheit, Kultur und Kommunikation. Drei Aspekte die – von und für Menschen gemacht – stets in Bewegung sind und aneinander wachsen. Phasenweise kann jeder dieser Aspekte in seiner Entwicklung auch mal losgelöst vorangehen, um dann die anderen beiden dadurch auch wieder auf das nächste Level zu holen. Wenn einer der drei Aspekte dauerhaft auf der Strecke bleibt, wird’s nichts mit der starken Marke. Dann bleibt die Ausrichtung konfus, die Botschaften werden nicht schlüssig transportiert oder die Marke wird nicht authentisch gelebt. Das kommt nach innen wie nach außen erfahrungsgemäß extrem schlecht an.



Du weißt es vermutlich längst: Es geht um Teamwork, Transparenz und die Konzentration auf Euren Weg. Der turbulente Alltag und ungünstige alte Muster können es einem an dieser Stelle ganz schön schwer machen. Da sind die Unternehmen im Vorteil, die sich zu Beginn im Team klar darauf verständigt haben, es wirklich ernst zu meinen und sich gegenseitig zu unterstützen.



Wie kann es gelingen?

Zugegeben, es gibt einfachere Dinge auf diesem Planeten, als sich bewusst zur starken Marke zu entwickeln. Aber, hey, wenn der Prozess erst mal im Gange ist, Ergebnisse sicht- und spürbar werden, Mitarbeiter wie Kunden positiv darüber reden, dann ist es auch gar nicht mehr soo schwer.



7 Tipps

Hier kommen ein paar Tipps, die aus meiner Sicht helfen, den zeitweise anstrengenden Markenweg erfolgreich und gut gelaunt zu beschreiten.

1) Losgehen

Du musst nicht komplett klar sein, um zu starten. Aber um komplett klar zu werden, musst Du starten. Keine Angst. Keine Ausreden. Einfach machen.

2) Groß denken, klein beginnen

Denke so groß, weit und unvoreingenommen, dass Deine Vision Euch alle begeistert und die Richtung weist. Die jeweils nächsten kleinen Schritte müssen jedoch glasklar definiert und machbar sein.

3) Fehler zulassen

Und Machen. Aus ihnen lernen und Schlüsse ziehen. Im Team unbedingt offen und konstruktiv mit Fehlern umgehen. Der Versuch, Fehler um jeden Preis zu vermeiden, macht ängstlich. Und Marke braucht Mut.

4) Unterstützung einholen

Nutzt die vielfältigen Kompetenzen Eures Teams. Und was Ihr nicht in gebotener Qualität aus den eigenen Reihen heraus leisten könnt, kauft Ihr ein.

5) Ausreichend kommunizieren

Natürlich auf keinen Fall mehr reden als machen. Aber für die kollektive Intelligenz und Transparenz ist es schon wichtig, sich regelmäßig, gut vorbereitet, kurz und auf den Punkt auszutauschen. Danach ohne Umschweife wieder machen.

6) Eindeutig sein

So klar und eindeutig wie Eure Positionierung sollen auch all Eure Botschaften sein. Habt den Mut, zu polarisieren. 

7) Perfektionismus überdenken

Wenn Du Herzchirurg oder Pilot bist, beziehe diesen Tipp bitte nicht zu sehr auf das Fachliche. Selbst wir Konzepter, Designer und Webentwickler wollen und müssen natürlich unseren gebuchten Job bestmöglich machen. Ärgerlich und unwirtschaftlich wird’s nur dann, wenn Detailverliebtheit oder ein zu hoher eigener Anspruch am zügigen und professionellen Vorankommen hindern. Vieles lässt sich bewusst auch nach und nach noch optimieren. Dieser Tipp erfordert in der individuellen Umsetzung freilich ein gewisses Fingerspitzengefühl.

Brauche ich das wirklich?

Am Ende meines kleinen Marken-Exkurses komme ich ein mal mehr zu dem subjektiven Fazit: Eine starke Marke zu sein oder zu werden, ist definitiv eine super gute Sache. Es ist kein deligierbarer Selbstläufer. Aber wenn man es wirklich will und sich ganz bewusst dafür entscheidet, macht es glücklich, ist es absolut handelbar und unter dem Strich definitiv die Mühe wert.

Ob man es wirklich braucht oder will, muss wohl jeder Unternehmer für sich und sein Team selber entscheiden. Am besten sogar gemeinsam. Selbstverständlich darf man sich aus Gründen auch bewusst dagegen entscheiden. 

Für alle Beteiligten unbefriedigend ist es nur, sich zwar das Ziel zu wünschen, aber den Weg dorthin abzulehnen. Erstaunlicherweise ist diese Kombination aber auch recht häufig anzutreffen.

 

 

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